Xinomavro ist nur eine von Griechenlands rund 300 heimischen Rebsorten – doch die hochwertigste und vielfältigste. Das erkennt man auch in Deutschland – wenn auch nur langsam.
Mengenmäßig ist sie nicht die wichtigste Sorte Griechenlands. Mit rund 2.160 Hektar liegt Xinomavro auf Platz 5. Damit nimmt sie zwar nur knapp 4 Prozent der landesweiten Rebfläche von 61.00 Hektar ein, doch spielt sie für viele Erzeuger und auch den Handel eine besondere Rolle. »Xinomavro ist für Griechenland wie der Pinot Noir für Frankreich und der Nebbiolo für Italien«, fasst es Griechenland-Experte, Importeur und Händler Ralph Urban von Wine & Nature in Hamburg zusammen. Der Vergleich mit diesen beiden Premiumsorten anderer Länder wird gerne bemüht – und kommt nicht von ungefähr. Denn Xinomavro ist zu ausnehmend guten Qualitäten fähig und eignet sich für verschiedenste Ausbaumethoden, vom Stahltank über französische Barriques bis zur Amphore. So gibt es sowohl die körperreicheren Exemplare, mit ausgeprägter Tannin-Struktur und dunkler Frucht, aber auch burgundischere Stilistiken mit filigraner roter Frucht, feiner Säure und viel Trinkfluss. Und das sind nur die roten Stillweine. Daneben eignet sich Xinomavro mit seiner hohen Säure auch ausgezeichnet für Schaumweine oder auch Blanc de Noirs sowie für Rosés, die in den letzten Jahren, wie überall auf der Welt, immer mehr Aufmerksamkeit bekommen.
»Es gab auch mal eine Zeit, da kannte niemand Cabernet Sauvignon oder Merlot. Und die Namen konnte damals auch kaum jemand richtig aussprechen«, so Anastasios Liolidis, der auch geprüfter IHK-Sommelier ist. Er selbst ist von der Sorte begeistert, seit er eine JahrgangsVertikale verkosten konnte, der älteste Wein stammte aus dem Jahr 1997.
»Xinomavro hat Struktur, Säure, Gerbstoff, eine elegante, komplexe Aromatik und ein enormes Alterungspotenzial. Die Sorte hat ein sehr eigenständiges Profil, das sind keine 08/15-Weine.« So liefert Xinomavro eher Weine, die den Kenner und geübteren Weintrinker ansprechen, das gibt auch Liolidis zu bedenken: »Jemand, der selten Wein trinkt und nur die einfacheren Tropfen kennt, den macht man mit Xinomavro nicht glücklich«.
Appellation vor Rebsorte? Xinomavro wird hauptsächlich im Norden Griechenlands angebaut. Im Herzen der Region Makedonien liegen gleich drei der vier geschützten Xinomavro-Herkünfte, die Protected Designations of Origins (PDO). Die bekannteste ist Naoussa, benannt nach der 20.000-Einwohner-Stadt. Hier wächst Xinomavro auf 200 Hektar auf bis zu 450 Metern Höhe. Höher hinauf, nämlich bis zu 750 Meter, geht es etwas weiter nordwestlich in der PDO Amyndeo. Die Rebflächen liegen auf einem Plateau, umringt von Bergen. Auch hier wird nur Xinomavro angebaut, der aber nicht nur als Rotwein ausgebaut wird, sondern auch in sprudelnd und rośe. Die Reben stehen vornehmlich auf sandigen Böden. Die mag die Reblaus bekanntlich gar nicht, weswegen es noch viele wurzelechte Stöcke gibt. Die Höhe sorgt für Kühle, hier entstehen eher filigranere Xinomavros mit weniger Alkohol. Mit 500 Hektar Rebfläche ist Amyndeon die größte und am schnellsten wachsende der Xinomavro-Herkünfte.
Quelle: ALEXANDRA WRANN – Weinwirtschaft 14/2021